Tourismus in Berlin: was nun?

PRESSEINFORMATION 06. Oktober 2020

Der Berliner Tourismus ist stark geschwächt. Die durch Covid-19 massiv beeinträchtigte Hauptsaison ist vorbei – Attraktionen, Hotels, Gastronomie, Clubs und Einzelhandel haben extreme Einbußen aufgrund fehlender Touristen. Überbrückungsgelder, Kurzarbeitergeld und gestundete Mieten können nicht auffangen, was an Einnahmen fehlt, um nötige Personal- und Betriebskosten aufrechtzuerhalten. Der Tourismus braucht neue Wege und muss neu gedacht werden, um weiterhin eine der Haupteinnahmequellen Berlins zu bleiben.

Robert Rückel, Vorsitzender von INTOURA e.V. und Direktor des Deutschen Spionagemuseums, findet deutliche Worte: „Jetzt müssen nicht mehr die touristischen Unternehmen, sondern der Tourismus selbst gerettet werden.“ Berlin leidet nicht (mehr) unter Overtourism – Kreativität ist nun gefragt, damit Touristen überhaupt wieder einen Grund haben, in die Hauptstadt zu reisen.

Deshalb stellt INTOURA, der Interessenverband der touristischen Attraktionen Berlins, vier Forderungen an den Senat:

Ein neues Berlin Image
Die Party ist vorbei, Clubs sind auf unabsehbare Zeit geschlossen. Es ist fraglich, ob Partytouristen zurückkommen, die bislang nur wegen der weltbekannten Club-Szene angereist sind. Wofür steht Berlin in Zukunft? Welche Zielgruppen will Berlin ansprechen? Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Stadt?

Aus Sicht von INTOURA e.V. ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen und ein neues Image zu definieren. Der in der Vergangenheit zahlreich geforderte neue Tourismus für die Hauptstadt kommt nicht von allein, sondern muss aktiv und international bei entsprechenden Zielgruppen beworben werden. Berlin ist Hauptstadt und Metropole, ein Ort der Geschichte und Kultur, es ist die Stadt der Teilung und der Politik. Es mangelt nicht an Wahrzeichen oder Schönheit, deshalb muss Berlin unabhängig von dem bisherigen Image wieder zu einer Stadt werden, in die man gerne reist.

Effektives Tourismus-Marketing
Der Wettbewerb der Destinationen wird größer werden: International und national – es braucht daher wieder Tourismus-Marketing anstelle von Tourismus-Management. Bis zur Pandemie war die Strahlkraft Berlins ungebrochen. Allmählich wird aber klar, dass es nie wieder so sein wird wie zuvor.

Der zuletzt gewählte Weg, aus visitBerlin eine interne Vernetzungsagentur zwischen Bezirken und Akteuren zu machen, um den Tourismus zu entzerren und Angebote in den Außenbezirken zu entwickeln, ist kontraproduktiv. Das Tourismusmarketing muss sich darauf konzentrieren, die Attraktivität der Stadt in der Welt sichtbar zu machen und neue und alte Besucher anzulocken.

Anerkennung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Der Berliner Tourismus wird von vielen nach wie vor nicht als einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren gesehen, obwohl er das nach Zahlen eindeutig ist. Das sieht man auch daran, dass in offiziellen Statistiken die Wirtschaft Berlins in Branchen-Cluster ohne Berücksichtigung der Querschnittsbranche Tourismus aufgeteilt ist. Der Tourismus hat zuletzt und ohne Krise mehr als 12 Milliarden Euro Umsatz mit 235.000 Beschäftigten jährlich erwirtschaftet (zum Vergleich: die Bauwirtschaft liegt mit knapp 4,7 Milliarden Euro weit darunter). Neben der expliziten Berücksichtigung der Querschnittsbranche in der offiziellen Darstellung fordern wir als Verband einen eigenen Staatssekretär für Tourismus. „Es geht hier um die Zukunft des Berliner Tourismus, einer der wirtschaftsstärksten Branchen. Wir müssen raus aus dem Krisenmodus und uns mit der zukünftigen Ausrichtung beschäftigen“, sagt der INTOURA-Vorsitzende Robert Rückel.

Umverteilung der City Tax
Touristen schaffen nicht nur Arbeitsplätze und bringen Geld in die Stadt, sie nutzen alle Verkehrsmittel, versorgen sich und wollen sich orientieren können. Die Bezirke müssen aufgerüstet werden und abhängig vom touristischen Aufkommen finanziell unterstützt werden, um Sauberkeit, öffentliche Toiletten und Parkplätze sicherzustellen, denn der INTOURA-Vorsitzende fordert: „Es darf nicht gelten: wer am lautesten schreit, bekommt am meisten Geld.“

Der INTOURA e.V. ist seit 2011 der Branchenverband der touristischen Leistungsträger Berlins. Unsere Mitglieder begrüßen über 40 Mio. Gäste jährlich. Wir bündeln die individuellen und branchenrelevanten Interessen von allen an Berlins Tourismus interessierten Unternehmen und Einzelpersonen.

Wir bilden das Bindeglied zu den Vertretern der Stadt, erreichen die Entscheidungsträger des Tourismus und nehmen kritisch Stellung zu aktuellen, branchenrelevanten Themen. Dabei behalten wir die gesamtwirtschaftliche Standortpolitik unserer Stadt im Blick und verschaffen kleinen wie großen Mitgliedern an den relevanten Stellen mit starker und konstruktiver Stimme Gehör.


Presse Kontakt:

Julia Kuntz-Stietzel
Mitglied im Vorstand
PR & Kommunikation

Interessenverband der touristischen Attraktionen Berlins e.V.
Lobeckstraße 35, 10969 Berlin
Mobil +49 176 103 158 00
Tel +49 30 403 65 709 1
Fax +49 30 403 65 709 9
kuntz-stietzel@intoura.berlin
www.intoura.berlin