Senat lockert ohne Risikoabschätzung zwischen den Branchen

PRESSEINFORMATION 21. April 2020

+++ Boutiquen, Malls und Kaufhäuser dürfen laut heutigem Senatsbeschluss ab morgen wieder öffnen, Friseure in Kürze, Eisdielen und Buchhandlungen waren nie geschlossen – zur Aussetzung verdammt bleibt dagegen die Branche mit den besten Voraussetzungen für ein geringes Infektionsrisiko: die Kultur- und Freizeitanbieter Berlins. Museen sollen erst am 4. Mai öffnen dürfen, Theater nicht vor August, zu anderen Freizeiteinrichtungen hat sich der Senat nicht ansatzweise geäußert. +++

Frequenzsteuerung seit Jahren bewährt und erprobt

Kultur- und Freizeiteinrichtungen planen ihre Besucherfrequenz seit langem mit Showzeiten, Slots und Zeitfenstern. Während sich vor Super- und Baumärkten seit Wochen Schlangen bilden, könnten Gäste im Kultur- und Freizeitbereich ihre Einlasszeit online auswählen und dann ohne Wartezeit eingelassen werden. Dadurch lassen sich Schlangen, Kassentätigkeiten und Bargeldverkehr fast vollständig vermeiden – und für den Fall einer Infektion liegen die Kontaktdaten der Gäste vor: Eigentlich perfekte Voraussetzungen für die Rückkehr zu einem geregelten Alltag nach Corona.

Abstandskontrolle gehört zum Standard

Das Wachpersonal in Museen sorgt seit jeher für den richtigen Abstand – was bei der Distanz zum Exponat funktioniert, lässt sich auch leicht zwischen den Besuchern umsetzen. Kinos und Theater könnten problemlos Plätze und Reihen sperren, in Kletterparks und Trampolinhallen ist Abstandhalten schon immer die Regel, bei Escape-Games haben Familien gar einen eigenen Raum für sich, auf Ausflugsschiffen weht der Fahrtwind. Sie alle müssen geschlossen bleiben, während Dienstleister ohne jeglichen Abstand, darunter das Friseurgewerbe, in Kürze öffnen dürfen.

„Die Gesundheit hat Vorrang: dies betont der Senat immer wieder zu Recht. Warum plant er Lockerungen aber nicht nach dem Infektionsrisiko der verschiedenen Branchen?“, äußert INTOURA-Vorsitzender Robert Rückel sein Unverständnis über die heute gefassten Beschlüsse.

Senat verweigert sich dem Dialog

INTOURA hat seit Beginn der Corona-Pandemie das Gespräch mit dem Senat gesucht, zum Dialog aufgerufen und sich für Lösungen angeboten – zuletzt in einem Offenen Brief mit über 80 Unterzeichnern der Berliner Tourismus- und Freizeitanbieter vom 15. April 2020. Für eine Antwort scheint dem Senat die Branche nicht relevant genug – vergisst aber dabei, dass die Attraktionen und Kultureinrichtungen einen immensen Anteil der Attraktivität der Stadt ausmachen, sowohl für Touristen als auch für Berliner. Allein durch die INTOURA-Mitglieder werden mehr als 40 Millionen Gäste pro Jahr repräsentiert.

Deshalb fordert INTOURA den Senat auf, die Lockerung schnellstmöglich auch auf die Tourismus- und Freizeitbranche auszudehnen. Es ist den betroffenen Betrieben sofort und leicht möglich, die gebotenen Hygienevorschriften einzuhalten und für die Sicherheit von Besuchern und Mitarbeitern zu sorgen. Durch die Öffnung würden endlich wieder Umsätze und damit eine schrittweise Rückkehr zur Normalität möglich werden. Der Senat muss sich ansonsten im Nachgang der Krise vorhalten lassen, gesunde und steuerzahlende Unternehmen durch irrationale Beschlüsse in höchste wirtschaftliche Not gebracht zu haben.

Julia Kuntz-Stietzel
Mitglied des Vorstands

Interessenverband der touristischen Attraktionen Berlins e.V.
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www.intoura.berlin

Der INTOURA e.V. ist seit 2011 der Branchenverband der touristischen Leistungsträger Berlins. Unsere Mitglieder begrüßen über 40 Mio. Gäste jährlich. Wir bündeln die individuellen und branchenrelevanten Interessen von allen an Berlins Tourismus interessierten Unternehmen und Einzelpersonen.

Wir bilden das Bindeglied zu den Vertretern der Stadt, erreichen die Entscheidungsträger des Tourismus und nehmen kritisch Stellung zu aktuellen, branchenrelevanten Themen. Dabei behalten wir die gesamtwirtschaftliche Standortpolitik unserer Stadt im Blick und verschaffen kleinen wie großen Mitgliedern an den relevanten Stellen mit starker und konstruktiver Stimme Gehör.