Work-Life-Balance

Mai-Kolumne

Meinung
Q. Graf Adelmann

Tag der Arbeit oder: Alles scheißegal

Leistung verschiebt sich in das Imaginäre, der Null-Bock-Modus greift um sich

Eine Viertelmillion Menschen lebt von Tourismus und Gastronomie in Berlin. Nach 2 Jahren Pandemie beklagen die gut 800 Beherbergungsbetriebe, die nahezu 20.000 gastronomischen Einrichtungen sowie Hunderte von Attraktionen, dass sie weder Berliner noch die noch 2019 gezählten knapp 14 Millionen Besucher auslastungsgerecht empfangen und bedienen zu können: es fehlt an (Fach-)Personal. Kann man dem abhelfen, indem man einfach Gehälter erhöht? Das müsste nach dem Einmaleins der Volkswirtschaft funktionieren. Tut es aber nicht. Das scheitert aus unserem neuen Verständnis vom inzwischen bösen Wort „Leistung“. Was ist also aus der Bereitschaft zum Einsatz von privater Zeit in fremde Dienste geworden? Ihre Messbarkeit ist nicht mehr relevant. Wofür demonstrieren dann die Menschen zum 1. Mai? Nur 1,2 Millionen Berliner der hier 3,6 Millionen Einwohner sind noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Wer erledigt künftig die Herausforderungen in Berlin oder warum schwindet die Lust, in dieser Stadt etwas zu bewegen? Wird Beruf nur noch zu einem Job-on-Demand?

Diese Frage könnte auch genau andersherum gestellt werden. Wissen Sie, was ein Tax Bite ist? Stellen Sie sich vor, Sie richten ein Essen für Ihre Familie aus. Man muss es sich ganz konkret vorstellen: im Garten wird ein Essen aufgedeckt. Liebevoll ist es durchdacht und mühsam vorbereitet worden. Den ganzen Tag haben Sie alles selbst vorbereitet, um am Abend eine schöne Zeit mit der Familie verbringen zu können. Und nun stolpert ein wildfremder Passant in die Runde und reißt mehr als die Hälfte des aufgedeckten Mahls unter Androhung von Gewalt an sich. Er nimmt Ihnen keinen kleinen Bissen vom Imbiss, sondern tatsächlich mehr als die Hälfte von allem weg. Als Gegenleistung verspricht er Schutz vor weiteren Hungrigen und einen Sicherheitsdienst dagegen. Doch was passiert, wenn der versprochene Schutz ein leeres Versprechen bleibt? (Deutschland belegt z.B. Platz 76 von 78 in der Pisa-Studie: Schulausstattung digital noch hinter Moldawien) Oder umgekehrt: Was passiert, wenn die Köche frustriert sind und keinen Aufwand mehr im Garten betreiben wollen? Was unterscheidet Unternehmer und Arbeitnehmer heute in ihrer Einstellung zu Staat und Gesellschaft? Wie steht es heute um die Bereitschaft aller Leistungsträger, an fünf Tagen in der Woche zu arbeiten? Und umgekehrt; wie sieht es für ein Unternehmen aus, unter diesen gesättigten Bedingungen aktiv zu sein. Macht es Sinn, überhaupt noch unternehmerisch tätig zu sein?

Heute ist Tag der Arbeit. Arbeit als solche sagt einem nichts. Man macht sich keine Arbeit, macht sich keine Mühe, also ein anachronistischer Tag. Als Berliner Highlight über Jahrzehnte und Anreisegrund für Gäste aus dem In- und Ausland war daher die legendäre Nacht auf den 1. Mai auf der Kreuzberger Oranienstraße. Dort gaben sich Autonome die Mühe und machten Krawall.  Autos brannten, Polizei als Anti-Krawallmacherei marschierte gegen den so genannten Schwarzen Mob auf. Touristen sahen sich die Gefechte gern aus 50 m Entfernung an. Dieses touristische Großereignis gegen Kapitalismus und Staat in zentraler Berlin-Lage hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr nach Hamburg verlagert. Vom rein touristischen Gesichtspunkt aus betrachtet eigentlich schade. Nun werden in Hamburg hunderte Steinewerfer verhaftet, die gegen „Ausbeutung und Unterdrückung“ kämpfen, wie sie es nennen. Trotzdem sollte man sich auch in Berlin die Frage stellen, was aus heutiger Sicht Ausbeutung und Unterdrückung in der Arbeitswelt sein kann?

Ost- und West-Berlin organisierten sich historisch höchst unterschiedlich bei der Interpretation des Feiertages am 1. Mai. Während in Ost-Berlin die von der SED organisierte Demonstrationsteilnahme gesellschaftliche Pflicht war, gehörte im Westen das Fernbleiben zum guten Ton. Im Osten gab es generell eine gratis Bockwurst und zeitweise sogar 5 Mark Teilnahme-Gratifikation. Die im Westen durch den DGB organisierte Feiertag ging Punkt 18:00 Uhr zu Ende. Im bürgerlichen West-Berlin wurden die Gehsteige hochgeklappt. Trotzdem blieb die ganze Nacht laut und hell. „Demos“ richteten sich gegen den Staat. Man könnte heute allerdings meinen, dass es einen Staat nicht mehr wirklich geben kann, weil niemand mehr gegen dessen Unterdrückung demonstriert. Welches Wunder hat sich ereignet?

Wegfall des historischen Schaffens

Schauen wir uns unser aktuelles Berlin an. Die historischen 400.000 (subventionierten) Industriearbeitsplätze sind seit 1991 immer weniger geworden und inzwischen so gut wie weg. Die Grundlage dieser Industrien war in 100 Jahren zwischen 1820 und Ende des ersten Weltkrieges gelegt worden. Berlin als preußische Hauptstadt und sein wirtschaftliches Zentrum konnte Unternehmensgründer wie die Familie Rathenau (AEG), Siemens, Halske, Schering, und Borsig zusammen mit ihren großen Banken (Deutsche, Dresdner, Darmstädter) gewinnen. Philosophen wie Karl Marx wurden von ausgebeuteten Arbeitern mit wenig Freizeit, eingepfercht in kleinen Wohnräumen und in Mietskasernen mit bis zu 6 Hinterhöfen wahrgenommen. Karl Marx war schon 1848 in Paris und von dort nach London verzogen. 1943, im zunehmenden anglo-amerikanischen Bombenhagel, hatte Berlin noch 900.000 mehr Einwohner als heute. Die Goldenen 20er (Show zu sehen im Varieté Wintergarten), die nach der großen Inflation und nach Einführung der neuen Währung (Rentenmark) der Stadt einen Aufstieg in neue Höhen zu erlauben schienen, waren durch politischen Wahnsinn reine Illusion geworden. Der Rest ist ja bekannt. Berlin hat seine gesamte Industrie bzw. spätestens mit dem Wegfall staatlicher Subventionen im Westen und auch im Osten der Stadt mit dem Wegfall der DDR verloren. Zwischen 1991 und 2006 wurden 260.000 Industriearbeitsplätze abgebaut (Kabelwerke Oberspree, Samsung usw). Nur noch 100.000 Menschen von knapp 1,55 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (je hälftig Frauen und Männer, 340.000 davon nicht in Berlin wohnend) in Berlin gehören heute dem produzierenden Gewerbe an. Im Stadtbild erinnern nur noch die Namen einiger Eigentumswohnanlagen an frühere Industriestandorte.

Ausbeutung der Lebenszeit

Berlin spuckt sich trotzdem in die Hände und erwirtschaftet heute ein sich auf knapp 140 Milliarden belaufendes städtisches Bruttoinlandsprodukt. Berlin produziert damit zwar nur 45% des städtischen Bruttoprodukts pro Kopf im Vergleich zu München, aber doch 70% im Vergleich zu Paris. Damit reiht sich Berlin immerhin in die Wirtschaftskräfte von Barcelona, Athen oder Manchester ein. Aber womit „verdient“ Berlin heute sein Geld, wenn es keine Industrie mehr hat? Nun ja, es ist die Kreativ- und Tourismuswirtschaft, die eindeutig die Nummer eins ist. In ihnen arbeiten die meisten Einwohner. Erst danach kommen Bau- und Immobilienwirtschaft, zwei den Linken verhasste Branchen, die aber dank des politischen Kampfes gegen diese Form von Kapitalismus ermüden werden, vielleicht auch ganz zum Erliegen kommen, weil Baugenehmigungen inzwischen 18 Monate benötigen, um in Angriff genommen werden zu können. Soziale Förderauflagen und Bauqualitätsansprüche werden scheinbar unendlich hochgeschraubt. Außerdem haben klassische Büroarbeitsplätze keine Zukunft mehr, die Zins- und Materialpreissteigerungen geben diesen Branchen den Rest. Bleiben noch einige wenige Start-Ups mit überbezahlten 85.000 Beschäftigten als Hoffnungsträger.

Die Vielzahl der Einwohner, arbeitend oder nicht, benötigt noch einen Öffentlichen Dienst. Gut 34.000 Lehrer (durchschnittlich 1 Lehrer pro 10,5 Schüler) können auch nicht unter die Ausbeutungsphilosophie von Karl Marx fallen. Diese Herrschaften arbeiten nur 18,5 Stunden pro Woche und bekommen umgerechnet das Vierfache an Gehalt eines Polizisten; trotzdem fehlen Lehrer durchschnittlich 96 Tage pro Jahr (Ferien- und Krankheitstage). Würden Polizisten sich so leichtsinnig krank fühlen, wäre dies Anarchie. Lehrer sind heute ein Sinnbild zur beruflichen Einstellung: das Leben ist einfach schön. Schule – Uni – Schule – Pension – Exitus. 12 Wochen Urlaub mit bis zu 6.000€ netto und Beamten/ÖD-Vorteile plus 1 bis 3 Wochen Zusatzkrankheitsurlaub. Diese deutsche Moral, die den Kindern vorgelebt wird, steht im krassen Gegensatz zur Arbeitseinstellung in Staaten, mit denen „wir“ im Wettbewerb stehen. In Japan oder in Taiwan begnügt man sich heutzutage noch mit nur 10 Tagen Urlaub pro Jahr. Wie es bei uns so anders kommen konnte, versteht man nicht, denn 1903 erstritten sich Brauereimitarbeiter drei bezahlte Urlaubstage pro Jahr. Nur der (damals noch heilige) Sonntag war frei, nicht aber der „Sonnabend“. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es 2 Wochen Urlaub und ab 1963 wurde das Bundesurlaubsgesetz mit 3 Wochen bezahltem Urlaub etabliert (ohne dass es einen Dritten Weltkrieg gegeben hätte).

Am Beispiel der 210.000 Beschäftigten im Öffentlichen Dienst wollen wir den Begriff „Ausbeutung“ genauer untersuchen. Jedem Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst stehen 17 „private“ Einwohner in Berlin gegenüber. Staatstreu gesonnen darf man wahrscheinlich so nicht rechnen. Aber wenn man einen gebührenpflichtigen Pass-Beantragungstermin erst nach sechs Wochen bekommt, auf eine Zulassung seines Automobils drei Wochen warten muss, wenn die Übermittlung der Geburtsurkunde eines der jährlich 38.650 geborenen Berliner Kinder 12-16 Wochen in Anspruch nimmt und die Ordnungshüter in Charlottenburg jährlich 101 Krankheitstage absolvieren, dann beginnt man, seinen Glauben an den deutschen Leistungswillen zu verlieren. Nun ja, von Leistenden und Ausgebeuteten wird man im Öffentlichen Dienst nur schwer jemanden finden. Will man in Berlin eine Asiatin heiraten, wartet man nicht weniger als 18 Monate, bis die Papiere beisammen sind. Als i-Tüpfelchen der Null-Komma-X-Leistung gab es dann noch die steuerfreie Corona-Prämie für die Erschwernis, öffentliche Aufgaben nicht von zu Hause aus erfüllen zu können. Klar; es gibt sie: Berufe mit besonderer Belastung wie im Gesundheitsbereich, bei der Polizei und der Feuerwehr. Es gibt auch in der Verwaltung viele engagierte Menschen. Aber ausgerechnet diese stehen am 1. Mai nicht auf der Straße, sondern empfangen die Verletzten und löschen die Brände.

Apropos Mindestlohn. Er ist nun auf dem Weg hin zu 12€ (das waren mal DM 24.-). Allein das Wort „Mindestlohn“ dürfte das Selbstwertgefühl der durchschnittlich 375.000 Niedriglohnarbeiter nicht stärken (auch wenn sie eine Klasse von nahezu einem stolzen Viertel aller sozialversicherungspflichtig arbeitenden in Berliner stellt; EU-Schnitt: 17%; bei 15,10€/Std. oder weniger). Sie arbeiten zur Deckung des Existenzminimums. Nehmen wir diese 12€ und multiplizieren diese mit den maximalen 176 Stunden Vollzeit monatlich, kommen wir auf einen Brutto(mindest)lohn von 2.112€. Das ergibt netto 1.485€ in Steuerklasse eins. Zieht man noch die üblichen Rentenprodukte ab, reduziert sich das verfügbare Einkommen noch einmal deutlich. Das nicht pfändbare Existenzminimum eines jeden Menschen beträgt 1.260€ (seit 1.12.21). Die Differenz der 225€ macht die Kreditwürdigkeit des Mindestlöhners zum Mindeststundenarbeiter aus, der 19 Stunden weniger im Monat arbeitet, um das pfändungsfreie Einkommen nicht zu übersteigen. Darüber hinaus drückt der oftmalige Status des Menschen als Objekt auf Abruf auf seine Zukunftswertschätzung. Zeitarbeitsverträge machen diese Klasse noch einmal unsicherer. Natürlich stellt sich dann die Frage, ob man besser auf einen Mehrlohn verzichtet und sich 209 Stunden pro Jahr weniger bemüht. Genau das ist in der Touristik eine Prinzipienfrage geworden: angefangen mit ihren Reinigungsaufträgen, über Hotellöhne bis hin zu Sicherheits- und Kassendiensten ist die Frage der Arbeitsmoral das große Thema geworden. Einerseits kann das Tourismusunternehmen nur etwa Mindestlöhne zahlen, andererseits rechnet auch der Beschäftigte, wie er die Distanz zum Prekariat vergrößern kann. Die politische Herausforderung wird ignoriert. Der Staat kann sich ein „Weiter so“ nicht erlauben. Er muss die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg einer unternehmerischen Aktivität und dem Zeitengagement der Arbeitnehmer finden. Eine Frage, was sich überhaupt noch lohnt oder die, ob Karriere und Geld überhaupt noch eine Bedeutung haben, darf sich im Wirtschaftsleben nicht stellen. Das wäre das Ende unseres Systems. Durch Inflation und Krisen wird die Antwort immer dringender. Die aktuelle Gründerquote ist wegen des Schweigens der politischen Lämmer auf weniger als 1% gesunken, die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in Berlin (34%) bleiben erschreckend niedrig. Politik und Verwaltung werden ja wohl die Kernsteueraufgaben nicht selbst lösen.

Life statt Work

Wenn heute also von „Ausbeutung“ gesprochen wird, kann man es nur so verstehen, dass die Unternehmer ihre Einkommen zwischen Januar bis August eines Jahres nicht mehr abführen müssen. Mindestlöhner wollen auch nicht 45 Jahre ihres Lebens arbeiten, um abzugsfrei die versprochenen Rentengelder zu erhalten. Die politische Kaste federt sich auch bei krassem Versagen sozial ab (Anne Spiegel, die dann einen Monat lang Sonnen-Urlaub macht, wenn sie das einzige Mal in ihrem Leben hätte zur Stelle sein müssen). Das sind die Maßstäbe, die ein Arbeitnehmer nach dem Gleichheitsprinzip auch für sich – wenigstens in bescheidener Volksausgabe – verlangen kann. Der Unterschied zwischen Entlassung einer Anne Spiegel und der Entlassung einer „Schleckerfrau“ macht es, was früher die direkte Unterdrückung der Arbeitnehmer ausmachte. Heute ist es die simple Ungerechtigkeit. Und diese Ungerechtigkeiten setzen sich auch auf anderen Gebieten fort: In der Kommunalpolitik soll nicht der ÖPNV im Wettbewerb zum Automobil besser gemacht werden, sondern das Autofahren erschwert werden.

Nun könnte man meinen, dass die Erhöhung von Gehalt dazu führen müsste, dass die Menschen mehr Lust auf Arbeit und Identifikation mit dem Unternehmen bekommen. Man sieht es an den 85.000 Beschäftigten von Start-Ups. Dort liegt die Jahresfluktuationsrate bei 50%. Die durchschnittlichen Gehälter eines Mitarbeitenden betragen mehr als Doppelte eines Mindestlöhners. Erfahrene Mitarbeiter erhalten in der Regel sogar 80.000€ Jahresbruttogehalt aufwärts. Gelder, die auch die Mindestlöhner durch Rentenprodukte mittelbar bereitstellen. Zusätzlich werden ESOP/VSOP – Programme aufgelegt (Employee Stock Ownership Program / Virtual Stock Ownership Program). Die Idee ist, den Schlüsselpositionen im Unternehmen virtuelle Anteile am Unternehmen zu geben, um sie zu halten. Sie motivieren aber die Mitarbeiter kaum.

Leistungsbereitschaft wie sie traditionell verstanden wurde, hat sich durch den Einsatz für die Verbesserung der Lebensbedingungen der nachfolgenden Generationen komplett verändert. Die Veränderungen haben mit Arbeit und Leistung nichts mehr zu tun. Arbeit ist auf einen marginalen Teil des Lebens reduziert und eher als Gesellschaftsereignis umfunktioniert. Man „konsumiert“ sozusagen den Kontakt zu Kollegen, um seine sozialen Tages- und Monatsbedürfnisse zu befriedigen. Dieses Arbeitsverständnis tendiert hin zur Vergesellschaftung von Raum, Leistung und Unternehmen. Dabei ist das amerikanische Modell der Selbstüberlassung des Menschen wohl ebenso wenig eine Lösung wie der raumfressende Kommunismus. Die Motivation jedes Einzelnen und die Förderung von Stärken bleibt außen vor. Der Rhythmus der Minderheiten, das Quoteln nach Utopie in bürokratischer Aristokratie ist Gift für das Überleben unserer Gesellschaft. Leistung mit Beteiligung an Unternehmenserfolgen bei gleichzeitiger Halbierung der Aktivitätsfelder des Öffentlichen Dienstes in GmbHs oder als „Wettbewerber der Freizeit“ könnte ein erster Ansatz sein, Menschen zu motivieren, wieder aktiver zu werden.

Zukunft von Körper & Geist

Schon mal etwas über das Metaverse gehört? Instagram und Facebook sollen zum Jahresende komplett eingestellt werden. Künftige Lösung ist dann das Metaverse. Man lebt dann als Surrogat in einer Parallelwelt. Mit „Surrogate“ sind nicht die Leihmütter gemeint, die diese Vorstellungen gebären, sondern eher die Ausgestaltung von Bruce Willis in „Surrogates“. Man bleibt einfach daheim und schaltet sich zur Hochzeit mit tausenden Menschen dazu, nimmt an Sitzungen mit Teams nur als virtuelle Figur teil, steht an der Kasse im Museum als Screen und bleibt tatsächlich daheim auf dem Sofa. Man baut sich eine virtuelle Welt nach Wunsch und braucht dann auch keine Berufsbekleidung mehr oder Büromöbel, die ohnehin durch die digitalen Dokumentationen obsolet werden. Wir können also alle fett und hässlich werden und unsere Fantasien zu Aussehen, Bekleidung und Auftritt selbst wählen. Nur wird man als Weiße(r) seine Figur nicht mit dunkler Haut oder Dreadlocks ausstatten dürfen: sonst wird man aus diesem Leben gecancelt. Vielleicht gestalten wir auch hin zu einer Matrix, in der der Mensch nur träumt und sehr wenige tatsächlich leben. War die klassische Unterdrückung nicht etwas Schöneres?

Fazit: es gibt sie noch: viele leistungsbereite Menschen in allen Bereichen in dieser Stadt. Aber wer arbeitet in der Zukunft noch für die stärkste Kraft Berlins (Tourismusindustrie)? Jedenfalls immer weniger Menschen. Der Letzte räumt die Welt auf, sozusagen (Wall-E). Davon sind wir weit weniger entfernt, als wir denken. Die Mai-Demonstration brennt dann nur noch auf Google Culture, während die Präsidentin der EU noch immer offline mit einem ausgedruckten Frage-Formular in andere Länder reist, damit hyperbürokratisch irgendwann über eine Aufnahme ins EU-Museums-Land entschieden wird.

 


Einmal im Monat haben INTOURA-Mitglieder die Möglichkeit, Ihre Sicht auf die aktuelle Lage oder Entwicklung der Branche in Form einer Kolumne zu veröffentlichen. Die Inhalte spiegeln nicht zwingend die Interessen der Mitglieder oder die politische Arbeit des Vorstandes wider.


 

Über den Autor: 

Quirin Graf Adelmann v.A. ist Mitglied im INTOURA e.V.