Januar-Kolumne 2025

Meinung von Georg Strecker

Die Destination Berlin voranbringen!

Das wünscht INTOURA sich, seinen Mitgliedern und allen in der Tourismuswirtschaft tätigen Stakeholdern dieser Stadt für 2025 (und darüber hinaus…) von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung – dazu gleich mehr.

Das neue Jahr ist ja schon wieder drei Wochen alt – und daher zuerst ganz rasch noch für die restlichen 49 Wochen alle guten Wünsche für ein gutes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr an alle Mitglieder von INTOURA und ihre Teams und Familien – und an alle, die auf der INTOURA-Website diese Kolumne lesen oder dem Link in unserem aktuellen Ticker gefolgt sind.

Der Jahreswechsel bietet immer eine wunderbare Gelegenheit, das zurückliegende Jahr in seiner Gesamtheit abschließend kritisch zu bewerten – und gleichzeitig den Blick nach vorn zu richten und einige Wünsche für 2025 zu formulieren.

Um es klar zu sagen:

Aus Sicht von INTOURA war 2024 insgesamt kein gutes Jahr für die privat betriebenen touristischen Attraktionen.

Die in 2024 weiter gestiegenen Übernachtungszahlen in Berlin sind aus Sicht der Tourismuswirtschaft zwar zunächst sicherlich zu begrüßen als ein Mut machendes Indiz, dass die Dinge sich langsam wieder in die richtige Richtung bewegen.

Doch dies allein reicht ja bei weitem nicht.

Viele andere Faktoren bereiten weiterhin Sorge und erfordern deutlich mehr Augenmaß – und an einigen Stellen viel Mut zum Umdenken.
Denn ungeachtet der hiesigen statistischen Verbesserung bei den Übernachtungen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Berlin im europäischen Wettbewerb in mancherlei Hinsicht zurückfällt.

Woran liegt das?

Die Stadt verliert ganz offenkundig an Attraktivität im Vergleich mit konkurrierenden Destinationen. Schon weil andere Städte einfach deutlich aktiver und offensiver sind bei der Vermarktung ihrer touristischen Attraktivität – und dabei teils sehr kreativ auch neue und interessante Wege gehen. Und vor allem weil die mangelnden Flugverbindungen wie Bleigewichte an den Füßen eines Sprinters wirken.

Vielen Airlines ist schon der Flugbetrieb in Deutschland generell zu teuer. Erst zum 1. April 2024 wurde die ohnehin schon rekord-hohe Luftverkehrssteuer um satte 25 % angehoben – seit 2020 hat sich diese Abgabe hierzulande verdoppelt.

Trifft dies noch alle Airports in Deutschland und alle Airlines gleichermaßen, kommt in Berlin noch hinzu, dass zumindest Brandenburg und auch der Bund, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, offenbar gar nicht wirklich an der Entwicklung des BER zu einem international gewichtigen Drehkreuz interessiert sind. Der Bund scheint dabei u.a. auch den Wünschen der Lufthansa entgegenzukommen und will die bestehenden Drehkreuze Frankfurt und München nicht schwächen. Brandenburg will seine Bevölkerung vor den gröbsten als negativ empfundenen „Nebenerscheinungen“ eines internationalen Flughafens schützen.

Die Berliner Politik und Verwaltung ist hier ganz offenbar leider nicht alleine handlungsfähig, um diese Dinge in die richtige Richtung zu bewegen.

Aber wir – und damit meine ich nicht nur INTOURA, sondern alle Akteure der Berliner Tourismuswirtschaft – dürfen nicht müde werden, die für Berlins Geschicke Verantwortlichen immer wieder vehement dazu aufzufordern, sich noch engagierter dafür stark zu machen in der Auseinandersetzung mit Bund, Brandenburg, Airlines – und dabei auch Konflikte nicht zu scheuen. Übrigens auch mit den Berlinern selbst nicht.

Neben einigen anderen Punkten ist auch die zumindest zeitweise (Nicht-) Verfügbarkeit von Taxis für die ankommenden Gäste der Stadt ein weiteres, dramatisches Ärgernis. Was auch immer im Detail die, irgendwelchen kleinteiligen Interessenlagen geschuldeten, Gründe dafür sein mögen – dies ist ein extrem peinliches Armutszeugnis sämtlicher involvierten Verantwortlichen.

Die internationalen Gäste der Stadt (wie übrigens heimkehrende Berliner gleichermaßen) fühlen sich sicherlich unglaublich herzlich willkommen geheißen, wenn sie zu nächtlicher Stunde, und winters dann bei eisigen Temperaturen, oft eine halbe Stunde und länger auf ein Taxi warten müssen (nachdem manchmal schon die S-Bahn nicht fährt und die überfüllten Busse nicht durch weitere ergänzt werden). Hier sollte es doch wirklich bald gelingen, mit den Brandenburger Taxibetrieben eine praktikable Lösung zu finden – schlichtweg im berechtigten Interesse ALLER ankommenden Fluggäste. Und damit doch auf jeden Fall auch schon wieder im Interesse der touristischen Wirtschaft.

Aber außer dem BER und den genannten Problemen dort bereiten auch andere Themen Sorgen:

Die touristischen Attraktionen Berlins leiden, wie auch alle weiteren in der Tourismuswirtschaft tätigen Akteure (und fast alle anderen Branchen ebenfalls) an enorm steigenden Betriebskosten, die in vielen Bereichen der betroffenen Betriebe die offiziellen, gemittelten Inflationsraten teils erheblich übertreffen, allen voran bei den Energiekosten.
Hinzu kommen die ebenfalls flächendeckend zu verzeichnenden Personalengpässe – und diese längst nicht mehr „nur“ beim sog. Fachpersonal, sondern praktisch auf allen Ebenen.

Auch in diesen Bereichen werden jedenfalls wir von INTOURA im Interesse unserer Mitglieder Politik und Verwaltung immer wieder dazu auffordern, diese Hemmschuhe durch zielgerichtete, vorausschauende und vor allem zupackende Politik (und ihre Umsetzung!) möglichst bald und effizient zu mildern oder ganz loszuwerden.

Und noch ein Wort zu den Finanzen und der Notlage des Berliner Landeshaushalts:

Berlin befindet sich (nicht erst seit 2024…) in einer ausgesprochen schwierigen Situation. Es besteht auf vielen Gebieten Handlungsbedarf – für Anpassungen, Änderungen, Neuerungen.

Die Infrastruktur ist teils desolat, viele Investitionen sind dringend nötig. Kaputte Straßen, mangelnde Sauberkeit in der Stadt, Sicherheít und Ordnung – um nur einige Themen zu nennen, die sicherlich nicht nur, aber ganz besonders auch INTOURA und der gesamten Tourismusbranche enorm zu schaffen machen und wahrlich keine hilfreichen Rahmenbedingungen darstellen für ein auskömmliches Wirtschaften.

Man müsste also an vielen Stellen viel Geld in die Hand nehmen. Andererseits sind die Kassen leer – schon die eigenen, aber auch andere, an denen man mittelbar mit dranhängt, z.B. die des Bundes.

Geld ausgeben bei leeren Kassen – schwierig…

Also, nachvollziehbarerweise, zwei Impulse:
Sparen müssen. Und Mehreinnahmen generieren wollen.

Der Umgang der Berliner Politik und Verwaltung mit dieser Aufgabenstellung (nicht nur…) im vergangenen Jahr bereitet aus tourismuswirtschaftlicher Sicht Sorgen.

Anstatt hier die Rahmenbedingungen für alle Stakeholder zu verbessern, mehr Lust auf Reisen nach Berlin zu machen, auf Reisen, die mit ihrer direkten Rendite, aber auch mit diversen Umwegrenditen den Stadtsäckel zu einem bedeutenden Prozentsatz verlässlich füllen helfen – statt dessen wird eine ohnehin tourismusschädliche Sonderabgabe, nämlich die City Tax, innerhalb eines Jahres gleich zweimal verschärft.

Erst durch Ausweitung auch auf Geschäftsreisende – und dann auch noch durch eine unfassbare Erhöhung dieser Sonderabgabe um sagenhafte 50 Prozent.

Es kann doch wirklich nicht sein, dass man den Besuch der Stadt – ob privat oder geschäftlich – nun für sehr Viele noch teurer und damit unattraktiver macht.

Das Gegenteil wäre notwendig – nämlich hier stattdessen ein blühendes, attraktives Angebot langfristig sicherzustellen und steigende Steuereinnahmen zu triggern.

Der Tourismus ist bekanntermaßen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Umsatzbringer und leistet über Steuereinnahmen einen bedeutenden Beitrag zur Finanzierung des Landeshaushalts. Als Jobmotor bietet der Tourismus Menschen vieler unterschiedlicher Berufsqualifikationen und Beschäftigungsverhältnisse Einkommensmöglichkeiten und stimuliert als klassische Querschnittsbranche die Wirtschaft auch durch Investitionen in die Infrastruktur und die Förderung verwandter Wirtschaftsbereiche wie Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister, regionale Produzenten und Handwerksbetriebe.

Die Gefahr ist also riesengroß, dass die Gesamtperformance der Tourismuswirtschaft (und der von ihr indirekt mitversorgten anderen Branchen) durch diese beiden kontraproduktiven Verschärfungen der City Tax insgesamt weit mehr Schaden erleiden wird – und somit auch der Haushalt letztlich mehr verlieren wird, als die dadurch angepeilten (Mehr-)Einnahmen dazu beitragen werden.

Das Ganze ist doppelt ärgerlich – und doppelt schädlich –, weil der allergrößte Teil der City Tax ja nicht einmal in einer erkennbar sinnvollen, gezielten Weise der Tourismuswirtschaft zugutekommt. Dies muss dringend geändert werden – und die touristischen Stakeholder müssen daran beteiligt werden und mitbestimmen können, wie dieses zurückfließende Geld verwendet wird.

Der Aktionismus bei der City Tax geht in unschöner Weise auch noch einher mit den in den meisten Fällen nicht zu Ende gedachten Sparszenarien, die man zum Jahresende noch in unfairer und unsachlicher Weise extrem kurzfristig verkündete – wobei die angespannte Haushaltslage doch schon seit langem bekannt war.

Es ist jetzt schon absehbar, dass hier langfristig weit mehr Geld verbrannt werden wird, als eigentlich eingespart werden soll.

Da wurde leider Einiges nicht ganz richtig gemacht, um es vorsichtig zu formulieren.

Da wurde die grundsätzliche Bereitschaft vieler Akteure, konstruktiv bei der Bewältigung der Probleme mitzuhelfen, frustriert, indem diese Akteure größtenteils ignoriert wurden, zur konstruktiven Mitarbeit bei der Bewältigung der Probleme größtenteils nicht einmal eingeladen oder wenigstens angehört wurden.

Da wurde enorm viel Vertrauen verspielt. Das hätte ganz anders laufen müssen.

Erstens, ganz grundsätzlich:

Für Anpassungen, Änderungen, Neuerungen ist oft nur ein Umdenken, ein Umsteuern, eine neue Herangehensweise vonnöten. Was in sehr vielen Fällen erstmal gar nichts, oder jedenfalls nicht viel, kosten muss – oder sogar gleich direkt zu Einsparungen führen kann. Dazu braucht es allerdings konstruktiven Dialog – nicht Diktat.

Zweitens:

Anstatt hier reihenweise wirklich unreflektierte Vorschläge zu machen bzw. teilweise „Sparmaßnahmen“ zu diktieren, die perspektivisch nicht einmal zu tatsächlichen, nämlich nachhaltigen, Einsparungen führen – anstatt also an den falschen Stellen in der falschen Weise „sparen“ zu wollen, wäre es doch so viel Wichtiger, die Einnahmesituation vorausschauend und gezielt zu verbessern.

Aber das, wie gesagt, nicht durch die falsche Steuer an der falschen Stelle.

Sondern indem man aus einem der wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt das rausholt, was drinsteckt – mehr BIP.

Und in diesem Zusammenhang hat INTOURA, als Vertretung der privat betriebenen touristischen Attraktionen, die einen erheblichen Teil der Pull-Faktoren ausmachen, die deutsche wie internationale Gäste nach Berlin ziehen, noch einen abschließenden Vorschlag zu machen – nein, eine konkrete Forderung zu untermauern, die wir seit Jahren angemeldet haben in Verbindung mit einem Angebot:

Wir sind alle freie Unternehmer. Wir sind allesamt Verfechter des freien Wettbewerbs. Wir fordern einfach weniger Behinderung im Wettbewerb.

Und weniger Behinderung heißt unbedingt auch:

Mehr Gehör zu finden, deutlich mehr ernst genommen zu werden in der „magnetischen“ Bedeutung der privaten Attraktionen für die Anziehungskraft Berlins.

Deshalb fordert INTOURA weiterhin ausdrücklich, in den Kreis der Gesellschafter von visitBerlin aufgenommen zu werden.

Um mehr Gehör zu finden. Um besseren Zugang zu relevanten Informationen zu bekommen. Um besser in wichtige Entscheidungsfindungen einbezogen zu werden.

Bei visitBerlin sollten systemisch ALLE mit eingebunden sein – auch und nicht länger zuletzt diejenigen, die die touristische Attraktivität Berlins maßgeblich kreieren und somit den Wunsch nach Berlin-Reisen triggern: Die Magneten von INTOURA, die genau diese sich in Gastronomiebesuchen, Hotelübernachtungen, Einkäufen im Einzelhandel etc. manifestierenden Reise-Sehnsüchte erst bewirken. Nur am Rande sei hier angemerkt: Die privaten Museen haben keinen Schließtag… und auch die privaten Theaterhäuser helfen massiv, die Stadt am Leben zu halten.

Und den Gesellschafter-Anteil wollen wir nicht geschenkt.

Wir bieten sowohl visitBerlin als auch dem Senat seit längerem an, dass wir uns in diesem Zusammenhang an den Einnahmeproblemen des Landes Berlin in der Weise beteiligen wollen, dass durch von uns bereitgestellte private Gelder die Finanzierungsgrundlage für visitBerlin substanziell gestärkt wird.

Damit diese für das Tourismusmarketing der Stadt so wichtige Institution auch langfristig eine bessere, stabilere, zukunftsfestere Finanzierungsgrundlage hat, als es in der bestehenden Konstellation der Fall ist, in der manche sinnvollen und wichtigen Aufgaben und Projekte oft nicht langfristig finanziell abgesichert sind.

Hier sollte nicht länger gemauert werden.

Wir sind nicht Gegner des Senats und der anderen Gesellschafter von visitBerlin – sondern PARTNER.

Und möchten endlich auch auf allen Ebenen als solche wahrgenommen, akzeptiert und behandelt werden.

Zum Wohle der Destination Berlins. Die wir nur GEMEINSAM werden voranbringen können.

Der Autor:
Georg Strecker, 1. Vorsitzender des INTOURA e.V.
Geschäftsführer Wintergarten Varieté Berlin